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Vom OP-Tisch Auf Die Skipiste: Teil 2

Der Sommer 2017 sollte mein Bergsommer werden! Beruflich lief es gut, auch privat gab’s kein Grund sich zu beschweren. Alles in allem begann das letzte Jahr mit einem angenehmen Flow – bis sich plötzlich mit einem lauten Knall das Leben einmischte. Was passiert ist, hab ich euch bereits hier erzählt.

Also ich also, an diesem besagten Abend fix und fertig bei strömendem Regen von der Physiotherapie nach Hause kam und wie ein (wortwörtlich) begossener Pudel im Hausflur stand, zog es mir den Boden unter den Füßen weg, als ich völlig unerwartet meine sofortige fristlose Kündigung aus dem Briefkasten zog. In diesem Moment schaltete mein Körper von einem Moment auf den anderen in den Überlebensmodus.

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Am Ende wird alles gut? Scheiss auf das Ende!

Mein gesamtes Kartenhaus namens “Leben” stürzte vor meinen Augen zusammen und ich saß wie ein Häufchen Elend daneben, weinte und war wütend. Auf alles und jeden. Auf den Berg. Mein Knie. Auf die Krücken. Den Job. Und das Schicksal. Was bitte sollte das alles? Am Ende wird alles gut? Scheiss auf das Ende! Ich wollte das jetzt – JETZT SOFORT – alles wieder gut ist. Aber wir sind alle erwachsene Menschen und wissen, dass es so nicht funktioniert. Krisen sind dazu da, um durchgestanden zu werden. Und sein wir doch mal ehrlich: irgendwie überleben wir’s doch immer.

Zu diesem Zeitpunkt konnte mir niemand meiner Ärzte sagen, wie lange es dauern würde, bis ich wieder arbeiten könnte. Also beantragte ich Krankengeld und konzentrierte mich erst mal auf die Regeneration meines Knies. Wie mein Vater so treffend feststellte: “Solange du nicht mal laufen kannst, musst du auch zu keinem Bewerbungsgespräch gehen!” Es war eine schreckliche Zeit. Mein Highlight waren die regelmäßigen Termine bei der Physio, die mir wenigstens drei Mal in der Woche einen Grund gaben mich anzuziehen und das Bett zu verlassen.

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Einen Vorteil hatte diese Post-OP-Phase allerdings: ich hatte plötzlich extrem viel Zeit.
In den vergangen Jahren hab ich durch Stress, Druck und Zeitmangel viele zweckmäßige und vernünftige Entscheidungen getroffen. Entscheidungen die sich vielleicht nicht immer gut anfühlten, aber stets aus der Not heraus richtig erschienen. Nun kam ich das erste Mal seit fast 7 Jahren in den puren Genuss der Entschleunigung. Und wer so viel Zeit hat, muss sich über kurz oder lang zwangsläufig in dieser Zeit mit sich selbst auseinandersetzen – ob man will oder nicht. Also entschied ich abzurechnen. Mit mir, den letzten Jahren, beruflich genauso wie privat. Ich zog Bilanz.

Tu immer das, wovor du am meisten Angst hast!

Viele Lifecoaching-Bücher, Podcasts und Pro-Contra-Listen später kam ich zu dem Entschluss, dass ich so nicht weiter machen möchte. Seit Jahren hatte ich das Gefühl dringend etwas ändern zu müssen, aber mir fehlte der Mut. Jetzt stand ich da – mit Nichts in der Hand und musste von vorne anfangen. Mit dem Laufen und mit der Arbeit. Also: wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt wann dann?

Schon als Kind hatte ich in jedes Freundebuch geschrieben, dass ich gerne Lehrer werden möchte, wenn ich groß bin. Seit Jahren drückte ich mich aufgrund meiner enormen Prüfungsangst vor einem Studium weil ich Angst hatte, nicht gut genug zu sein. Schluss damit! Ich bewarb mich an der Universität. Geschichte und Englisch – Lehramt Gymnasium. Obwohl mir meine Englischlehrerin immer wieder gesagt hatte, dass ich im Englisch LK völlig deplatziert war, meldete ich mich für den Cambridge Test an, bestand deutlich besser als erwartet und konnte mich an der Uni einschreiben. Endlich wieder eine Perspektive! Der erste Schritt war geschafft. Ab dem 15. September sollte ich offiziell Studentin an der Universität in Kassel sein. Was ein Freiheitsschlag – ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie unglaublich stolz ich war als die Einschreibebestätigung in meinem Briefkasten lag!

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In Hamburg sagt man Tschüss

Allerdings galt es noch eine letzte Hürde zu nehmen: ich hatte mich in Kassel an der Universität beworben. Das hieß zwangsläufig, dass ich mein geliebtes Hamburg verlassen musste. Ein Nachmieter für die Wohnung war im Handumdrehen gefunden und viel zu schnell saß ich auf gepackten Kartons in der kahlen Wohnung. Es war ein schwerer Abschied. Noch heute wird mir das Herz schwer wenn ich an mein geliebtes Hamburger Zuhause denke. Aber es war der Start in ein neues Abenteuer das schon lange überfällig war. Mit gemischten Gefühlen zog ich also am 01. September 2017 in meine neue Kassler Wohnung ein.

Vom OP-Tisch auf die Skipiste

Wie es mit meinem Knie weiter ging und ob ich es geschafft habe zum Saisonstart wieder auf den Bretten zu stehen?

… Fortsetzung folgt …

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3 Kommentare zu “Vom OP-Tisch Auf Die Skipiste: Teil 2

  1. Sebastian Heßmann

    Hey Tiffy,

    Bin gerade, aufgrund einer MPFL-Plastik OP letzte Woche, ans Bett gebunden und auf deinen tollen Blog gestoßen.
    Ich fühle ähnlich und war deswegen echt gerührt. Ich hab mich letztes Jahr auch aus einem karriereorientierten Beruf gelöst und angefangen Sport-Deutsch auf Lehramt zu studieren. Jetzt die OP und die Angst, dass mein Knie nicht mehr so funktioniert, wie ich das will. Wie lange hattest du denn Schmerzen und kannst du deinen Alltag wieder ohne Einschränkungen führen?

    Liebe Grüße

    Weiterhin viel Kraft und Erfolg

    Basti

    • Hej Sebastian, schön von dir zu hören und eins mal vorne weg: niemals aufgeben – es gibt immer einen Weg! Und eine Sache die ich hart lernen musste letztes Jahr: nicht alles was Ärzte, Orthopäden und Co. sagen muss immer zu 100% stimmen.
      Schreib mir doch gerne mal eine Mail an lisa@tiffy.design und wenn du magst erzähle ich dir etwas ausführlicher von meinem Weg. Ich würde mich freuen von dir zu hören. LG und immer schön das Gesicht in Richtung Sonne ausrichten. 😉 Lisa

  2. Nora Glavas

    Hey Tiffy!
    Ich muss ebenfalls eine MPFL-Plastik machen jedoch hab ich dir eine E-Mail geschrieben.
    Würde mich freuen wenn du antworten würdest.
    Lg

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